Wieder wild leben

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Die Arbeit halbieren. Das Geld hochdritteln. Mit geilen Menschen Neues machen. Alles mal anders machen als sonst. Den Grübler und Grummler scharf beobachten. Schlafen, heile werden, rennen und schwitzen. Tanzen. In vollen Zügen genießen. Den Druck ablegen. Im Jetzt leben und dem Morgen voll vertrauen. Das Scheitern belächeln. Weniger vergessen und Augenflimmern, weil alles ruhiger tickt. Die Langsamkeit entdecken. Das Innen und Außen zusammenbringen. Lieben oder loslassen und nichts dazwischen. Rausgehen, wenn die Sonne rauskommt. Rumhängen und dazulernen. Neue Bücher bestellen, aber die alten auch mal lesen. Weiter daran glauben, das alles noch besser wird, aber nicht muss. Besser zuhören, präsent sein, Geburtstage nicht vergessen. Klar und deutlich voller Selbstliebe, damit auch andere freier atmen können. Wach durch die Welt wandern und die kleinen Geschichten an jeder Ecke entdecken. Ein Leben leben, in das ein Hund passen würde. Diesen Text lesen, wenn´s mal wieder dunkler wird.

Wie können wir den Wandel überstehen? Gibt es Richtlinien, an denen sich der Einzelne orientieren kann?

Ich ermutige die Leute dazu, sich für die Lösung der Probleme ihre eigenen Richtlinien zusammenzustellen. Ich habe ein paar, die sich als sehr nützlich erwiesen haben. Die erste ist, dankbar dafür zu sein, in einer Zeit zu leben, die so sehr zur Veränderung herausfordert und diesen sinnlichen, fast erotischen Instinkt in uns weckt, das Leben zu erhalten.

Der zweite Ratschlag lautet: Hab’ keine Angst vor der Zukunft, die in der Dunkelheit liegt, keine Angst von Ungewissheit, Stress, Verlorenheit, denn all das gehört zu einem einschneidenden Wandel dazu. Alles neue reift zuerst im Dunkeln. Und wir können nicht auf fertige Pläne warten, um den nächsten Schritt zu tun.

Der dritte Tipp ist: Ärmel hochkrempeln. Engagiere Dich politisch, verschaff Dir Durchblick, stell’ Fragen nach Ziel und Sinn! Jeder kann das! Lehn Dich nicht zurück, lass Dich nicht entmutigen oder lähmen. Es gibt so viel zu lernen und zu tun in dieser Zeit.

Und viertens würde ich sagen: Habe Mut zur Vision. Wenn wir die Psyche mit einem Muskel vergleichen, dann ist die Vorstellungskraft unser am wenigsten entwickelte Muskel. Wir müssen es uns erlauben, positive Visionen der Zukunft in uns erblühen zu lassen. Denn es wird nichts Neues durch uns in die Welt kommen, was nicht vorher in unserem Bewusstsein Gestalt angenommen hat.

Joana Macy prägt den Begriff Tiefenökologie und hat hier ein tolles Interview gegeben.

Ich denke, es gibt Gründe für die Annahme, dass das moderne Zeitalter zu Ende geht. Es gibt heutzutage viele Hinweise darauf, dass wir uns in einem Übergangsstadium befinden, es sieht so aus, als ob etwas auf dem Weg hinaus ist und als ob etwas anderes unter Schmerzen geboren wird. Es ist so, als ob etwas taumelt, schwankt, schwindet und sich selbst erschöpft – während sich etwas anderes, noch Unbestimmtes, langsam beginnt aus den Trümmern zu erheben.

Václav Havel, gefunden im GEA Magazin. Ein weiteres Zeichen für Open State.

Glücklich wie ein Raum ohne Dach!

Oh mann, oh mann, oh mann. Man könnte auch schreiben über Taifune, die mal wieder verwurstete Klimakonferenz in Polen oder miserabel gelaunte, hupende, drängelnde Berliner im Winter. Aber das spielt jetzt mal alles gar keine Rolle mehr. Weil ich bin H-A-P-P-Y durch ein unglaubliches Musikvideo. Es dauert 24 Std. und zeigt tanzende Freaks, die von der Tankstelle bis zum Boxclub durch halb Los Angeles jammen. Ein pures Stück Lebensfreude, das einen bei all dem Scheiss mal wieder an die Menschheit glauben lässt. Halleluja, seht selbst:

Auf http://24hoursofhappy.com/ kann man sich durch den Tag browsen. Meine Tipps: Um 24:12 AM wälzt sich eine sehr sexy Madame über die Tankstelle und 1:32 AM hüpfen zwei völlig ausgetickte Jungs über den Boulevard…

Wie man seinen Kreativfreitag richtig verbringt

1. Mit dem Coach die Sache mit der Familienaufstellung klären, die Übergabe der Geschäftsführung besprechen und eine Chill-mal-Karte ziehen.

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2. Mit anderen Verrückten über das superkrasse Bild und die superkrasse Botschaft auf der neuen Startseite diskutieren.

3. Mit einem alten Weggefährten in Sachen Klima vlt. doch mal gemeinsam was auf die Beine zu stellen in Sachen partizipative Enegergiewende.

4. Mit dem nach wie vor geilsten Co-GF die Übergabe vor seinem Japanurlaub bequatschen, über Buchhaltung und Beziehungen im Allgemeinen.

5. Ein Webinar nach USA zum Thema Holokratie reinziehen.

6. Darüber überhaupt mal wieder einen Blogartikel zu schreiben.

Und 7. und allerwichtigstens: Einzusehen, das man das alles niemals in der vorgesehenen Zeit hinkriegt, das zu akzeptieren und es trotzdem zu tun, irgendwie, und es wird gut sein.

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Der Klimawandel ist 80m tief und 60km2 weit

In der Lausitz verloren in den vergangenen 80 Jahren mehr als 30.000 Menschen ihre Heimat, weil sie einem Tagebau weichen mussten. 136 Orte verschwanden ganz oder teilweise von der Landkarte. (via Klimacamp Lausitz)

Rund um Cottbus, ca. 120km südlich von Berlin, räumt der Energiekonzern Vattenfall Wälder, Seen und Menschen für den Braunkohlebergbau ab. Rund 50 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr blasen die anliegenden Kraftwerke Jänschwalde, Boxberg und Schwarze Pumpe in die Luft – die klimaschädlichste Energieform überhaupt. Ich war gestern auf einer kleinen Exkursion mit Aktivisten vor Ort. Hier ein Video direkt vom riesigen, 60km2 reichenden Tagebaugebiet in Jänschwalde:

Wer die Energiewende will, müsste auch konsequent aus der Kohleverstromung aussteigen. Tatsächlich gibt es kein zweites Land auf der Welt, das mehr Braunkohle fördert und verbrennt als Deutschland! Mehr als 1 Milliarde Tonnen Kohle steht in den bereits aktiven Tagebauen in Brandenburg und Sachsen noch zur Verfügung. Doch ohne Rücksicht auf Klima und Natur will Vattenfall noch weitergraben und die Dinosaurierenergie ins Jahr 2050 retten. Rund 3000 Menschen wären betroffen, wenn allein die laufenden Planverfahren Realität würden.

Die Gemeinde Kerkwitz etwa liegt im geplanten Abbaugebiet, mehrere hundert Menschen müssten den Baggern weichen. Vattenfall kann sich auf ein Bergbaurecht aus der Nazizeit stützen, das die Ressourcen für das Gemeinwohl vor das Recht auf Privateigentum stellt. Wer einer Entschädigung durch den Konzern nicht zustimmt, wird schließlich nach deutschem Recht enteignet.

Dabei ist Energie aus Braunkohle weder künftig notwendig noch gut für das Gemeinwohl. Vor Ort sind die Menschen durch den aufgewirbelten Feinstaub und die Verockerung der Spree gebeutelt, da Sulfat und Eisen aus dem Bergbau ausschwemmen. Um die 80m tiefliegenden Kohleflöze abzugraben muss außerdem ständig das Grundwasser künstlich abgesenkt werden – mehr als 200 Mio. Kubikmeter pro Jahr werden abgepumpt und belasten noch in kilometerweiter Entfernung die Natur.

Hier fahren wir in den Ort Atterwasch ein bis zum See – alles, was im Video zu sehen ist, wäre künftig Abbaugebiet und Kohle-Mondlandschaft:

Obwohl er aus dem kirchlichen Umfeld stammt und die einer der ersten Mitglieder der Grünen Liga Cottbus war mitgegründet hat, steht Brandenburgs Minister Matthias Platzeck (SPD) stramm hinter der Kohle (Platzeck hat inzwischen seinen Rücktritt verkündet). Während Vattenfall auf Werbetafeln „sichere Arbeitsplätze und Energie“ propagiert und sich für die zügige Renaturierung lobt, hängen in den Dörfen Protesplakate aus (s.a. mein Fotoalbum auf flickr). Wie schon zu DDR-Zeiten sind die Kirchen Orte des Widerstands:

Mit einem kleinen Team von Klimakämpfern aus Berlin plane ich derzeit eine Aktion gegen diese Zustände. Was lässt sich jetzt schon tun?

  • Vor Ort organisiert u.a. die Grüne Liga den Protest und freut sich über Spenden.
  • Aktivisten vor Ort kämpfen jetzt um Unterschriften gegen neue Tagebaue – hier mitzeichnen: www.kein-weiteres-dorf.de
  • Wer es nicht vor Ort schafft, kann sich mit dieser fantastischen Website von Greenpeace ein Bild machen und durch die Orte zoomen.
  • Die klima-allianz ist als bundesweiter Verbund erste Anlaufstelle und hat erst im April durch eine Studie des DIW nachgewiesen, das neue Tagebaue „unwirtschaftlich, überflüssig und umweltschädlich“ sind

Danke Katie für´s Mitkommen sowie Christian, René und Falk für´s Rumführen und Informieren!

Was alles noch zu tun wäre

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Toller Sonnensonntag vor der Haustür, die viel zu dicke REVUE in der Hand. Darin wie immer alles Neue: Maker Movement, Burning Man (immer wieder neu!), „erstarrte Gemeinschaften“, Community ABC. Was man nicht noch alles tun könnte. Ich zum Beispiel:

  • Ein Paar schöne Schuhe kaufen
  • Das Unternehmen umbauen
  • Pflanzen auf den Balkon
  • Fundraisen
  • Mehr lesen
  • Body builden
  • Wieder schreiben
  • Toll präsentieren lernen
  • Eine Expertise entwickeln
  • Umziehen oder umbauen
  • Leute einladen
  • Geschäfte führen
  • Kochen können
  • Universität im Wedding gründen
  • Es allen Recht machen
  • Bilderrahmen kaufen
  • Bücherregal bauen
  • Ca. 50 Notizen auf dem iPhone ansehen
  • Etwas aus den 1.353 Bookmarks machen
  • Einen Schritt nach vorn tun
  • Drei Steuererklärungen nachreichen
  • Vorsorgen
  • Pausieren

 

An alle Graswurzeln:

Christoph hat mich zu seiner KarmaKonsum im Mai eingeladen, dort soll ich in einem Panel mit (vorrangig) Wirtschaftsvertretern als Sprecher der „Graswurzelbewegung“ auftreten. Nun ist ja bekanntlich kein Mensch allein vertretungsberechtigt für tausende Aktivisten, Themen und Aktionen. Deshalb einige Fragen an alle da draußen, die sich als „Graswurzel“ fühlen:

1. Wie siehst du als Aktivist die Rolle der Mainstream-Wirschaft zum Thema Nachhaltigkeit?

2. Vor welchen Herausforderungen steht die Wirtschaft? Vor welchen die Grassroots-Bewegung?

3. Wie können Kooperationen entstehen? Welche Kooperationen gibt es?

Ich danke euch sehr für eure Meinungen hier drunter in Form von Kommentaren!

Totengräber Shell

UPDATE: Kulluk sicher im Hafen gelandet, zum Glück. Dennoch: Die mangelnde Sicherheit bei Ölfirmen scheint Methode zu haben, in den Büchern „Story Wars“ und „Resilience“ wird das systematische Ignorieren von Warnmeldungen beschrieben, da diese Maßnahmen eben Geld kosten würden. Interne Kritik wird dabei nicht gern gesehen und behindert die Karriere…

Die Ölplattform Kulluk südlich von Alaska ist auf Grund gelaufen, bislang sind die 570.000 Liter Diesel und 45.000 Liter Öl zum Glück noch in den Tanks eingeschlossen. Die wiederholten Fehler des Betreibers Shell bei Bohrungen in der Arktis vergleicht das Magazin Grist mit der Leistung eines Totengräbers:

Imagine, if you will, a gravedigger employed at a cemetery. Once hired, he loses his shovel. He spills a chemical that kills a bunch of grass. He creates air pollution (interpret this as you will). He doesn’t get his work done in time. Then he loses another shovel. How long do you think it would be before the cemetery suggested he seek employment elsewhere?

Here’s the difference between that hypothetical and the case of Shell: Imagine that the gravedigger gave massive financial contributions to the cemetery’s board and spent $10.8 million persuading them to let him keep his job. Think that might do the trick?

Bookswapping 2013

UPDATE: Mehr dolle Bücher bei Dominik und generell auf der Plattform Bookmooch.

Ich suche diese Bücher zum Tausch oder gegen Spende:

  • Die Ökonomie von Gut und Böse, Sedlacek
  • Religion for Atheists, Alain de Botton
  • Wenn das Schlachten vorbei ist, Boyle
  • Die Vermessung der Welt, Kehlmann (danke, Sandra)
  • Radikal führen, Sprenger

Ich biete diese Bücher zum Tausch oder gegen Spende:

  • Reality is Broken: Why Games Make Us Better, McGonigal
  • Wikinomics, Tapscott
  • Rework, Fried/Hansson
  • Blue Ocean Strategy, Kim/Mauborgne
  • Anleitung zum Müßiggang, Hodgkinson
  • Kein Brot für die Welt, Bommert
  • Freiheit, Franzen (sehr gut und sehr dick)
  • Der Gott der kleinen Dinge, Roy
  • Die Enden der Welt, Willemsen

Das Gute am Militär

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1. Die haben das Internet erfunden

2. Werden sie auch eine emissionsfreie, autarke Energieversorgung vorantreiben?

Das wird zumindest im Buch Resilience angedeutet, das ich über die Feiertage lese. Darin werden verschiedenste Phänomene wie Korallenriffe, Tuberkulose oder Terrornetzwerke untersucht und auf den Begriff der „Resilienz“ hin untersucht, d.h. die Widerstandsfähigkeit eines Systems ggü. Störungen von außen. These: In unserer chaotischen, hyperdependenten Welt müssen wir transparente, dynamische, modulare (etc.) Systeme bauen, um gegen unvermeidliche Dauerkrisen und steigende Komplexität gewappnet zu sein.

Zurück zur Überschrift: Das Bild stammt von CNN und beschreibt auf den Punkt das Problem. Laut „Resilience“ und einer Studie von 2009 gab es je 24 Benzinkonvois des US-Militärs in Afghanistan im Schnitt 1 Todesfall. Über 750.000 Liter Treibstoff verbrauchte die Mission außerdem pro Tag. Das Programm Net Zero sorgt nun dafür, das US-Basen im Feindesland u.a. über regenerative Microgrids oder Solarplanen, die man über Zelte wirft,  versorgt werden.

Der Krieg wird also sauberer. In einem anderen Beispiel beschreibt das Buch außerdem, wie das US-Militär seine Strategie gegen Al-Kaida ändert: Indem sie selbst kleinere, autarkere Kommandos bilden, die nach längeren Phasen der Beobachtung und Vernetzung mit der Bevölkerung (Informationsbeschaffung) schließlich gezielter zuschlagen. Das heißt dann „outpost & outreach“ statt „shock & awe“.

18 Schafe retten

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Hallo aus der Heimat. Im „Mindener Tageblatt“ wird berichtet, das 18 verwilderte Kamerunschafe und Muffelwild derzeit in Porta Westfalica-Lohfeld die Bevölkerung auf Trab halten. Die Herde ist angewachsen und es besteht die Gefahr, dass die Tiere zum Abschuss freigegeben werden. Wenn sich nicht bis Ende Januar ein Schäfer findet (danach wäre erstmal wieder Jagd-Schonfrist). Fragt sich also: Wer kennt wen, der die Tiere – oder einen Teil davon – aufnehmen kann?

Kontakt: Detlef Brand, Ordnungsamt Porta Westfalica, 0571 791 254, detlef.brand@portawestfalica.de

Lest mal Habermas

Der großartige Soziopod bereichert derzeit meine Abendstunden. Danach habe ich mich mal nach Herrn Habermas umgeguckt und zu ihm einen interessanten Wikipedia-Eintrag gefunden. Ausschnitt:

Habermas kritisiert eine „Verlagerung des Schwergewichts vom Parlament weg auf Verwaltung und Parteien“ (KuK, S. 20f), womit die Öffentlichkeit auf der Strecke bleibe. Der Bürger unterstehe zwar „in fast allen Bereichen täglich“ der Verwaltung, was er jedoch nicht als erweiterte Partizipation, sondern als eine Art Fremdbestimmung erlebe, der gegenüber er eine am Eigeninteresse orientierte Haltung einnehme. Die Parteien hätten sich gegenüber dem Parlament und dem Wähler verselbständigt. Das Parlament sei zu einer Stätte geworden, „an der sich weisungsgebundene Parteibeauftragte treffen, um bereits getroffene Entscheidungen registrieren zu lassen“ (KuK, S. 28). Mit dem Verschwinden der Klassenparteien und der Entstehung der modernen „Integrationsparteien“ ist laut Habermas auch der Unterschied der Parteien untereinander verloren gegangen, während die politischen Gegensätze „formalisiert“ und so gut wie inhaltslos werden. Für den Bürger sei „juristisch der Status eines Kunden vorgesehen […], der zwar am Ende die Zeche bezahlen muss, für den im übrigen aber alles derart vorbereitet ist, dass er selber nicht nur nichts zu tun braucht, sondern auch nicht mehr viel tun kann“ (KuK, S. 49f).

Bei einem Denkausflug zum Projekt Open State kürzlich kamen wir zu dem Schluss, das wahre Freiheit eigentlich der größte Mangel der Gesellschaft bleibt. Vermeintlich mit allen Optionen gesegnet rennen wir weiter im Hamsterrad  angetrieben von (sinnfreier) Arbeit, Geld, Konsum, Desozialisierung, Wirkungslosigkeit (in Wechselwirkung). Nur wirklich freie Räume ohne Sachzwang können helfen, das wir uns und die Umwelt wieder spüren und echte Alternativen denken.

Eine Vision

Dominik sagt, wir sollen „das mal bloggen“, dann steht´s da und ist draußen. Stimmt und dieser Blog braucht eh dringend mal wieder Futter.

Nun, wir haben ein Projekt erfunden, in das wir grad sehr viel Hoffnung und Herzblut stecken, sind in der Finanzierungsphase und werkeln noch an allen Ecken und Enden am Konzept.

Jedenfalls sähe so meine „Vision“ von OPEN STATE aus:

Wir leben in einer Zeit vollgestopft mit Möglichkeiten und Wissen. Gleichzeitig gibt es große Hoffnungslosigkeit, wie wir die Klima-, Ressourcen- und Energiekrise noch bewältigen sollen, bevor Kipppunkte überschritten werden, die die „Welt wie wir sie kannten“ (Welzer) irreversibel verändern.

Viele Menschen sind auf dem Weg – nennen wir sie Philanthropen, Sozialunternehmer, Nachhaltige. Doch in Summe kann diese „Welle des Guten“ dem „perfekten Sturm von Krisen“ in keinster Weise standhalten. Studie um Studie beweist es und meist sind die Zahlen schlimmer als zunächst prognostiziert.

In dieser Zeit versagen – pauschal formuliert – unsere vertrauten Eliten namens Politik und Wirtschaft. Für beide Akteure sind singuläre Motivationen wie Macht/Gewinn letztlich ausschlaggebender als das Gemeinwohl, sie stecken in systemischen Logiken, die letztlich gar nicht zu durchbrechen sind. Bleibt „der Bürger“. Dem fehlt die Fantasie, die Utopie, die Konkretisierung einer lebenswerteren Welt, damit man sich gemeinsam zu einem völlig anderen Lebensstil hinwenden kann. Dabei ist nicht die Frage, ob ich „bio“ kaufe. Die Frage wäre, warum es überhaupt was anderes als bio zu kaufen gibt. Nicht die Frage, ob ich Auto oder ÖPNV fahre, sondern warum unsere gesamte Wirtschaftswelt auf dem Klimakiller Erdöl aufbaut. Es gibt im derzeit Falschen nichts Gutes, was gut genug wäre.

Wenn es so ist, wie es nicht sein darf und dazu derart komplex und überwältigend – was bleibt einem dann zu tun? Reicht es zu sagen: Ich lebe so gut es geht, ich mache das Beste draus, es geht „uns“ doch gut? Nein, einfach nur: Nein. Und deshalb mussten wir irgendwas aufschreiben und probieren das jetzt.

1. Das Gute ist schon da
Wir fassen die direkte Lebensumgebung ins Auge und konzentrieren uns auf die Sektoren Energie, Mobilität, Infrastruktur, Kommunikation und Ernährung. Wir wissen, das sich hunderte von Projekten/Unternehmen/Initiativen in diesen Themen engagieren und es besser machen als der Status Quo. Punkt 1: Wir finden sie.

2. Der Katalysator
Für einen ersten „Open State“ stecken wir zehn dieser Projekte in ein fünfwöchiges Camp, in dem sich diese ideal weiterentwickeln können. Wir trommeln Experten und Berater zusammen, die die individuellen Herausforderungen dieser Projekte behandeln (z.B. Marketing, Teamaufbau, Skalierung). Alle gemeinsam durchlaufen sechs Phasen, um am Ende deutlich gestärkt zu sein und „fit“ für den Mainstream:

> Inspiration > Konzeption > Prototyping > Vernetzung > Storytelling > Implementierung

Mainstream? Wenn da draußen so gute Ideen sind, dann müssen sie so mächtig werden, das sie zementierte Branchen umwälzen können. Kohlekraft adé, Energiegenossenschaft ahoi. Wenn wir das große Schlimme abwenden wollen, müssen wir das kleine Richtige maximieren und multiplizieren. Punkt 2: Wir haben die Methode dazu.

3. Von Open Source zu Open State
Das Netz ändert alles. Coder in aller Welt basteln freiwillig an Linux, Firefox und Co. mit und schaffen mindestens gleichwertige Produkte neben kommerziellen Lösungen. Die Crowd ist nicht nur schlauer, sie ist auch effektiver (s.a. Publikumsfrage bei „Wer wird Millionär?“). Können wir diese Logik auf nachhaltige, zukunftsfähige Projekte ummünzen? Wir versuchen es. Nach dem Camp werden alle zehn Projekte als Blaupause im Netz veröffentlicht, sind damit kopier- und erweiterbar. Was in Potsdam funktioniert, müsste angepasst auch in Pittsburg oder Pretoria gehen. Punkt 3: Alles ist offen und damit für jeden nutz- und wiederholbar.

4. Bäm!
So weit, so gut. Aber alles wurscht, wenn wir nicht den Zeitgeist treffen, eine Knallerbotschaft formulieren, Bildsprache und Emotionalität stimmen. Also brauchen wir: Kampagne. Vielen bisherigen Weltretterprojekten fehlt eben dieses „attraktive Äußere“, das aber letztlich voll ins Herz treffen muss, dort stecken bleibt und den Zuschauer zur Tat treibt. Punkt 4: Wir arbeiten dran.

5. Machen, machen, machen
Nicht die Utopie ist unmöglich, sondern unsere Gegenwart. Wir beleidigen unsere eigene Intelligenz, wenn wir wider besseren Wissens unsere ökologischen Grundlagen vernichten. Also bitteschön: Wir brauchen einen konstruktiven Spielplatz, wo wir ein anderes Leben auch wirklich ausprobieren und anfassen können. Dann erzählen wir davon vielen, vielen Menschen. Dann können wir wieder an was glauben. Dann werden wir eine Bewegung. Dann ändern sich die Dinge.

Weil wir es wollen. Weil wir es können.